Profis suchen Talente in der Radstadt
Romy Kasper und Olaf Fröhlich sichten an Forster Schulen Kinder für ihren Sport
Forst ist eine Radsportstadt und das soll so bleiben. Deshalb ist auch die Forster Profi-Radsportlerin Romy Kasper für ihren alten Verein unterwegs, um Kinder für den Radsport zu begeistern – mit viel Erfolg.
"Die jungen Leute in Forst sind einfach geprägt vom Radsport", sagt Landessichtungstrainer Olaf Fröhlich. Alle seien schon einmal im Rad- und Reitstadion gewesen. So gehen gleich viele Finger hoch, als Fröhlich fragt, wer das Oval schon einmal von innen gesehen hat.
Vorbildfunktion
Es ist um die Mittagszeit in der Turnhalle der Grundschule Mitte in Forst. Der PSV 1893 Forst ist auf der Suche nach Talenten. Mit dabei ist Radsport-Profi Romy Kasper. Erst vor wenigen Tagen ist sie mit ihrem Team Boels-Dolmans in Holland bei einem Straßenweltcup-Rennen gefahren. Jetzt ist sie bei der Talentsichtung. Sie nimmt sich gern Zeit für ihren Verein, erzählt sie. Zudem findet Romy Kasper es prima, wenn Nachwuchs gewonnen wird. "Ein paar bleiben immer hängen", ist sie sich sicher. "Wenn ich da ein kleines Vorbild sein kann – umso besser."
So packt sie gemeinsam mit dem Landessichtungstrainer ein Fahrrad auf die Rolle, mit dem getestet wird, welche Kraft die Kinder an den Pedalen entwickeln können. 35 Stundenkilometer sollte der Tacho bei den Mädchen zeigen, 40 bei den Jungs. Kasper spricht die Kinder direkt an, die schauen auf ihr Trikot mit dem Bundesadler. Romy Kasper startet für das Nationalteam.
"Hopp, hopp, hopp – los, da geht noch was", rufen Fröhlich und Kasper. Chantal Pichler (10) sitzt auf dem Sattel und holt das Letzte aus sich raus. Die 35 Stundenkilometer hat sie schon übertroffen. Jetzt rückt die digitale Anzeige auf 42,7. Richtig gut, finden Fröhlich und Kasper. Chantal möchte jetzt zum Radsport gehen. "Meine Oma war schon Radsportlerin. Die will auch, dass ich das mache", verrät sie und geht zur nächsten Station, wo die Weite eines Schlussdreisprungs gemessen wird.
Sportlehrerin Marion Wolf steht wenig entfernt und freut sich über die Begeisterung der Kinder. "Solche Aktionen bringen den Kindern Motivation", sagt sie. Außerdem schaffe der Besuch der Radsportler Abwechslung für die Sportstunde.
Der nächste Kandidat tritt mit aller Kraft in die Pedale. Romy Kasper feuert an. Sie weiß, wie es ist, ans Limit zu gehen. Gerade hat sie es wieder getan beim Weltcup in Holland. "Ich war abgehängt und bin wieder rangefahren", erzählt sie. Das Team fuhr auf Sieg für Lizzie Armitstead. Am Ende hat es gereicht. "Alle waren glücklich – aber ich fühlte mich wie klinisch tot", erzählt sie. Das Quälen gehöre eben dazu.
Theorie inklusive
Inzwischen sind fast alle Kinder an den aufgebauten Stationen gewesen. Die Talentsichter erklären unterdessen alle Dinge, die man über den Radsport wissen muss – vom Helm bis zur gepolsterten Unterhose. Die Kinder hören interessiert zu. "Forst ist immer ein gutes Pflaster", sagt Olaf Fröhlich. Häufig seien die Kinder auch schon in anderen Sportarten aktiv. "Das sieht man", schätzt er ein, dennoch habe er heute Forster Radsporttalente entdeckt.
Romy Kasper erzählt währenddessen von ihrem Studium der Sportwissenschaften. Der Masterabschluss ist ihr Ziel. Doch ein ganz großes Ziel hat auch sie noch vor Augen. Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 will sie angreifen.
Quelle: Lausitzer Rundschau